Die Liebe zu Natur und Kreatur

 

FT - Katharina Becht vom 31.03.2014

 

Sonnenstrahlen machen vegetieren zu Leben

Im Jahr seines 100.
Geburtstags steht der Maler Willy Schütz mit seinen lichtdurchfluteten Werken
im Fokus der ersten Ausstellung in der neuen Xaver-Mayr-Galerie in Ebern. In
diesem Haus, das der Bürgerverein liebevoll saniert hat, findet auch die Foto-D
Creativ-Gruppe eine Plattform für ihre Präsentationen.

Was können uns die Tierbilder von Willy Schütz heute noch sagen?

Diese Frage stellte die Kunsthistorikerin Sibylle Kneuer bei der

Eröffnung der Xaver-Mayr-Galerie des Bürgervereins in Ebern.

Dabei stellte Kneuer die Jahrtausende alte Beziehung zwischen

Mensch und Tier heraus, die sich auch heute noch finde.

"Auch wenn heute eher Dokumentarfilme über die Reise
der Pinguine gemacht werden", stellte sie fest. Viel hänge jedoch auch von
der Art ab, Tiere abzubilden. Sind moderne Mittel der Wahl Fotoapparat und
Videokamera, so waren es zu Zeiten von Willy Schütz noch mehr Papier und Stift
sowie Farben. Dabei hob Kneuer die Kunstströmungen hervor, denen sich die
Schütz-Werke zuordnen lassen.

Sie tendieren sehr stark zum Impressionismus, auch wenn
diese Strömung in den 1930er Jahren, als Schütz begann, eigentlich schon vorbei
war. Aber auch Elemente des Expressionismus lassen sich finden. "Immer
dann, wenn eine Farbe auftaucht, die man hier nicht erwarten würde",
erklärt Kneuer.

Entscheidend habe seine Biografie die Kunst von Schütz
beeinflusst. So war der Sohn eines Försters aus Baunach 1933/34 in München an
der Akademie für Bildende Kunst. Auch kannte Schütz berühmte Maler der Moderne
wie Picasso oder Kokoschka und hat von ihnen gelernt. Die Kriegsgefangenschaft
bis 1954 prägte den Künstler ebenfalls. "Er hat in der Kunst einen Weg
gefunden, die Erlebnisse zu verarbeiten. Aber er klagt nie an", resümierte
Kneuer. Dazu zitierte sie auch eine Stelle aus seinem Buch, in der Willy Schütz
selbst sagt, er habe "die Sonnenstrahlen aufgefangen, die vegetieren zu
Leben machen".

Faszinierend ist, zu sehen, wie Schütz mit oft nur
angedeuteten Formen und Farben Bilder geschaffen hat, die aus der Ferne
betrachtet von Details und Genauigkeit zu sprühen scheinen. Dabei steht aber
immer die Impression, der Eindruck eines Augenblicks, im Vordergrund.


"Über sein Leben haben wir schon viel gehört, aber über
seine Kunst noch recht wenig", sagte Ingo Hafenecker, der im Namen des
Bürgervereins zur Eröffnung geladen hatte. Geplant ist, die Ausstellung vorerst
allein mit den Werken von Schütz zu bestücken. "Gerade da er auch in
diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte."

Doch das Haus ist nicht nur dem Künstler Willy Schütz
gewidmet. So hat auch der Foto-Creativ-Kreis einen Raum zu einem kleinen Museum
der Fotografie gestaltet. In diesem Raum sind zahlreiche Kameras auf
unterschiedlichem technischen Stand zu sehen. Durch sechs Kinositze besteht
auch die Möglichkeit, Fotos und Filme, unter anderen alte
16-Millimeter-Streifen, direkt zu sehen.

So ist aus dem leerstehenden Haus ein kleines Schmuckstück
geworden. Der Bürgerverein hat dafür mit 16 Helfern über 600 Arbeitsstunden
aufgebracht und auch finanziell hat der rührige Verein 4800 Euro aufgewendet.
Hafenecker kündigte an, dass ab 19. Mai die Ausstellung des Bezirks "200
Jahre Unterfranken bei Bayern 1814 - 2014" in diesen Raum kommt.

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Über 400 Bilder und ein großer Fan: Der Haßfurter Stadtarchivar Bernd Reinhard kennt die Familie von Willi Schütz aus gemeinsamen Tagen in Bischofsheim, wo der Vater (nach Baunach und weiteren Stationen) als Förster tätig war.

Und Reinhard kennt die Bilder von Willi Schütz, hat sie ebenso verinnerlicht, wie der Künstler seine Motive: "Er hat nur Tiere gemalt, die er selbst beobachtet und gejagt hat. Deshalb gibt es auch keinen Rehbock im Winter", sagte Reinhard über den bekannten Jagd- und Naturmaler, Illustrator für mehrere Fachzeitschriften, der 1914 in Baunach geboren wurde, in Maroldsweisach aufgewachsen ist, 1995 in Siegen verstarb und in Lohr in der Familiengruft der Mutter begraben liegt. Willi Schütz, der malende Jäger und jagende Maler hat meist zwei Mal "abgedrückt" - erst sein fotografisches Gedächtnis aktiviert, das ihm die Motive für seine Gemälde lieferte, und danach erst den Abzug des Jagdgewehrs betätigt. "Er hat rund 2500 Bilder gemalt, viele aber selbst zerrissen.

Er war mit dem Ergebnis oft nicht zufrieden. Dabei erzählt er wie kein anderer, wie schön die Natur ist", weiß Reinhard. Bürgermeister Herrmann sprach von der "Handschrift eines Naturmenschen". Sein gesamtes Werk hat Schütz dem Bürgerverein überlassen, der ihm seit Samstag dafür ein ganzes Haus widmet - die Xaver-Mayr-Galerie. Die Eröffnung des "Musentempels" war für Vorsitzenden Ingo Hafenecker ein "glücklicher Tag". 300 Arbeitsstunden und rund 10.000 Euro seien investiert worden.

Bürgervereinsvorsitzender Ingo Hafenecker zeigt drei der 40 Bilder, die nun aus dem Fundus von 420 Gemälden präsentiert werden.

Foto: Ralf Kestel

Ins einstige Modehaus am Fuße des Stadtberges, wo so viele Geschäftsräume leer stehen, zieht wieder Leben ein: das Schütz'sche Tierleben. Den Nachlass des 1995 verstorbenen Förstersohns Willi Schütz aus Baunach, rund 430 Jagdbilder, verwaltet der Bürgerverein seit Jahrzehnten.

40 Werke der Jagdmalerei von Schütz sind ab Samstag in einer Dauerausstellung im Xaver Mayr-Haus zu bewundern. Zur Vernissage um 17 Uhr werden auch viele Freunde aus Schütz' letzter Wirkungsstätte Siegen anreisen, wo er als Kunsterzieher an einem Gymnasium arbeitete. Begraben liegt Willi Schütz (Jahrgang 1914) in Lohr an der Baunach.

Die Revitalisierung des Hauses geht auf die Zusammenarbeit von Bürgerverein und Sparkasse zurück, der das Anwesen gehört, für das sich kein Käufer fand. "Wir haben es mietfrei überlassen bekommen, müssen nur die Betriebskosten tragen", zeigt sich Bürgervereinsvorsitzender Ingo Hafenecker zufrieden.


Sparkassen-Angebot

Im Verlauf einer Ausstellung der Schütz-Bilder in der Bankzentrale in Haßfurt sei die Idee "gereift". Zunächst dachte man an eine Stiftung. Ein Vorhaben, das "nach dem ersten Kostenvoranschlag wieder fallen gelassen wurde", wie Hafenecker aus Gesprächen mit Hans-Georg Schubert weiß. Nach einer längeren Bedenkpause hatte nun Vorstand Peter Schleich die kostenlose Überlassung angeboten.

Seit Wochen laufen die Renovierungsarbeiten. Es wurden Wände getüncht, Paneele gepinselt und mit Stoff überzogen, genagelt und geschraubt. Unterstützung erhielt der Bürgerverein von mehreren Handwerksbetrieben aus dem Stadtbereich, die beispielsweise die Wasserversorgung wieder herstellten.

Im Erdgeschoss sind die Helfer von Bürgerverein und Foto-Creativ-Kreis fertig, sodass die Ausstellung eröffnet werden kann. "Wenn man zu lange wartet, ist der Schwung dahin", war man sich laut Hafenecker im Vorstand einig. "Rund 20 Leute waren bereits 300 Arbeitsstunden im Einsatz.

Bereits angelaufen sind die Arbeiten im ersten Stockwerk, wo ein schmucker Holzboden eingezogen wurde. Dorthin "wandern" die Schütz-Bilder im nächsten Jahr, da zu seinem 100. Geburtstag das ganze Haus bestückt werden soll.


Zentraler Veranstaltungsraum

Danach sind im Erdgeschoss wechselnde Ausstellungen heimischer Künstler vorgesehen. "Ich kann mir da aber auch Lesungen und andere kleinere Kunstveranstaltungen vorstellen", hat Hafenecker schon Pläne für den geräumigen und schmucken Eingangsraum. Dazu kommt im ersten Stock ein Zimmer, das komplett dem Foto-Creativ-Kreis vorbehalten bleibt.

"Das ist schon eine tolle Geschichte, was da bei uns läuft", freut sich Hafenecker. "Damit können wir uns wirklich sehen lassen." Dennoch setzt der Vereins vositzende keine übertriebene Hoffnungen in die neue Ausstellung, die freilich das Freizeitangebot - auch für Besucher der Stadt - bereichert. "Man muss mal abwarten, wie die Ausstellung angenommen wird", klingt Skepsis durch. Und Inge Günther ergänzt als Vorstandsmitglied aktuelle Erfahrungen: "Trotz bester Werbung unseren heimischen Zeitungen kamen am ersten Sonntag zur neuen Kleider- Ausstellung im Heimatmuseum gerade mal neun Leute."

 


 

FT - Kestel

Eberns Bürgerverein schafft eine Kunstgalerie

 

Vor einem Jahr wurde noch die Gefahr des
Aussterbens beschworen, jetzt kommt jugendlicher Schwung: Nach 42 Neuaufnahmen,
darunter viele junge Aktivisten, hat Eberns Bürgerverein, der Bewahrer vieler
Traditionen und Betreiber des Heimatmuseums, mit 334 Mitgliedern einen
Rekordstand erreicht. Und viele neue Ideen gibt's auch.

Vor dem neuen Kunsttempel: Stefan Plott,
Bürgervereinsvorsitzender Ingo Hafenecker (mit einem Schützbild), Stefan Wagner,
Florian Schmitt und Christina Schanz (von rechts).




von RALF KESTEL

"Das habe ich noch nicht erlebt, dass
20-Jährige zu einer Mitgliederversammlung des Bürgervereins kommen."
Vorsitzender Ingo Hafenecker, seit Jahrzehnten mit an der Spitze des Vereins,
staunte nicht schlecht, als die Nachwuchskräfte am Freitagabend gleich einen
ganzen Tisch im komplett besetzten Nebenzimmer des Gasthofes Post füllten.
Hafeneckers Glücksgefühle passten eigentlich so gar nicht zum konservativen
Image des Bürgervereins: "Kommt Ihr Jungen mit Eueren Ideen, dafür sind
wir im Vorstand stets offen", deutete Hafenecker einen möglichen
Generationswechsel an.

Und die Hoffnungsträger begeistern sich schon für das nächste Projekt, das der
Bürgerverein neben Heimatmuseum und Scheune im Schumacherhaus ins Visier
genommen hat: Unter der Regie des Bürgervereins soll das seit Jahren leer
stehende Modehaus Xaver Mayr zum "Kunsttempel",so Hafenecker, werden.

Räume für die Gemälde von Willi Schütz


Dort werden ab Herbst die 420 Gemälde des Jagd- und Naturmaler Willi Schütz,
der in Baunach geboren und Maroldsweisach aufgewachsen, 1995 verstorben ist und
in Lohr begraben wurde, gezeigt. In seinem Testament hat er alle seine Werke,
die auch schon auf Ausstellungen in Toronto, Madrid, Monte Carlo und Luzern
gezeigt worden waren, dem Eberner Heimatmuseum überlassen. "Der Wert liegt
locker über 50 000 Euro", weiß Hafenecker aus Liebhaber-Kreisen solcher
Gemälde, die stark von Oskar Kokoschka beeinflusst scheinen.

Der Eigentümer des Xaver-Mayr-Hauses, die Sparkasse Ostunterfranken, überlässt
das Gebäude dem Bürgerverein mietfrei als Galerie. Einzig die Betriebskosten in
Höhe von rund 200 Euro im Monat muss der Verein schultern. "Es war eine
Idee von Landrat Rudolf Handwerker, dass damit auch eine Plattform für die
vielen Künstler, die bei uns im Landkreis leben und arbeiten, geschaffen
wird", sagte Hafenecker zu den Vorüberlegungen und auch der
Foto-Creativ-Kreis Ebern werde mit einziehen und sich bei den Arbeiten
einbringen. Außerdem will Vorstandsmitglied Stefan Andritschke auch persönliche
Kontakte für überregionale Ausstellungen nutzen. Hafenecker: "Das könnte
eine Galerie wie auf der Giechburg bei Scheßlitz werden. Dabei kann ich mir die
Räume auch für Lesungen oder andere Veranstaltungen vorstellen." Der
Vorsitzender des Foto-Creativ-Kreises, Steffen Schanz, hat schon alte Kameras
und Dia-Projektionen im Blickfeld. Hafenecker: "Das kann eine ganz tolle
Geschichte werden."

Imposantes Gebäude revitalisieren


Damit ziehe wieder Leben in ein imposantes Haus mit einem malerischen
Treppenhaus an einer exponierten Stelle der Stadt - direkt gegenüber dem
Fremdenverkehrsbüros - ein, so Hafenecker, und die Schütz-Werke erhalten
endlich einen angemessenen Platz, da stets nur ein Teil im Heimatmuseum gezeigt
werden konnte und das Gros im Depot blieb. "Wir schaffen damit eine
Attraktion für Ebern, weil viele Kunstinteressierte immer wieder nach den
Gemälden fragen und wir somit auch Gäste nach Ebern locken."

Innerhalb des Vorstandes herrschte die Meinung, dass "wir das finanziell
und auch personell schaffen", so Hafenecker. Und auch bei der
Mitgliederversammlung erhob sich trotz entsprechender Nachfrage kein
Widerspruch.

Im Gegenteil: Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) frohlockte über die
"hervorragende Initiative", die zur Verschönerung der Stadt beitrage
und neue Anreize schaffe. "Wir begrüßen es, dass der Bürgerverein dieses
Risiko eingeht und ich sichere auch die Unterstützung der Stadt zu." Als
Dieter Stojan nachfragte, wie diese Unterstützung der Stadt konkret aussieht,
gab sich der Bürgermeister aber bedeckt und verwies auf Absprachen im kleinen
Kreis.


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